Bullshit-Kommunikation und Buzzwording: Lieber nicht!
Viel reden, wenig sagen. Bullshitten eben. Die zweifelhafte Eigenschaft, mit leeren Floskeln, Anglizismen, Abkürzungen und Fachjargon in den viel zu häufig angesetzten Meetings um sich zu schmeißen, greift in vielen Unternehmen, vor allem in den Führungsetagen, um sich. Was genau ist Bullshit-Kommunikation und was meint man mit Buzzwording? Wir schauen uns das genauer an.
In den letzten Meetings haben Sie leere Blicke aus ausdruckslosen Gesichtern empfangen, eine gewisse Unaufmerksamkeit machte sich breit und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Meetings unzufrieden verlassen? Dann könnte das an der Art Ihrer Kommunikation liegen.
Was ist Bullshit-Kommunikation?
Bullshit-Kommunikation meint die Verwendung von komplizierten, vagen oder modischen Ausdrücken und Phrasen, die wenig bis keinen konkreten Informationsgehalt haben. Ziel ist es meist, Eindruck zu schinden, ohne sich auf substantielle Fakten oder konkrete Leistungen beziehen zu müssen. Buzzwording kommt aus dem Englischen, buzzword heißt Schlagwort. Es handelt sich hierbei um Begriffe und Phrasen, die eingesetzt werden, um Aufmerksamkeit und Interesse zu wecken. Buzzwords vereinfachen, verkürzen und verknappen Sachverhalte oder lenken von eigentlichen Inhalten ab. Phänomene wie „Bullshitting“ und „Buzzwording“ sind in vielen beruflichen Kontexten verbreitet, von Meetings über Geschäftsberichte bis hin zu Marketingmaterialien.
Bullshitting: Das Erfinden oder Übertreiben von Tatsachen, um kompetent oder erfolgreich zu wirken, z.B. das Berichten von „revolutionären Fortschritten“ oder „bahnbrechenden Innovationen“, die in Wahrheit kaum Bestand haben.
Buzzwording: Der Gebrauch von Fachjargon wie „Synergieeffekte“, „Big Data“, „Blockchain“ oder „Agilität“ ohne ein tiefes Verständnis der Konzepte oder ohne diese tatsächlich sinnvoll einzusetzen.
Typische Situationen für Bullshitting
Bullshitting ist ein weit verbreitetes Phänomen in modernen Arbeitsumgebungen. Zumeist zeugt es von einer Firmenkultur, in der Quantität über Qualität steht und der Schein wichtiger ist, als das Sein. Es gibt einige typische Situationen, die besonders anfällig sind für diese Art der Kommunikation:
- Meetings und Videokonferenzen: Hier dient Bullshit-Kommunikation oft dazu, den eigenen Status zu festigen oder zu erhöhen. Bullshitter reden sehr viel, auch wenn es nichts Wesentliches zu sagen gibt. Damit will man Engagement oder Fachwissen demonstrieren. Dies kann dazu führen, dass Meetings öfters stattfinden und länger dauern als nötig sowie weniger produktiv sind. Empfangen Sie viele leere Blicke aus ausdruckslosen Gesichtern, können Sie davon ausgehen, da sich Teilnehmende durch inhaltslose Beiträge durcharbeiten müssen.
- Vorträge: Insbesondere bei Führungskräften kann das Nutzen von Vorträgen für Bullshitting eine Strategie sein, um Kompetenz und Erfolg zu übertreiben. Es geht darum, ein positives Bild nach außen zu tragen, oft ohne ausreichende Beweise oder Kenntnisse der tatsächlichen Abläufe und Erfolge.
- Brainstorming-Konferenzen: Wenn es ums gemeinsame Ideensammeln geht, dient Bullshitting oft dazu, einen Eindruck von Innovation und Kreativität zu erwecken. Typischerweise nutzen die Betroffenen dabei buzzwortreiche Beschreibungen, die mehr nach Wunschdenken klingen als nach realistischen, umsetzbaren Konzepten. Achtung: Nicht selten führt das dazu, dass echte Innovation gehemmt wird, weil substanzlose Ideen den Raum dominieren.
Funktioniert Bullshit-Kommunikation?
Kurzfristig kann Bullshit-Kommunikation durchaus „funktionieren“ in dem Sinne, dass sie Aufmerksamkeit erregt oder sogar beeindruckt. Langfristig führt sie jedoch zu Misstrauen, Verwirrung und einer Erosion der Glaubwürdigkeit, sowohl intern unter den Mitarbeitenden als auch extern bei Kunden und Partnern.
Wer ist der typische Bullshitter und warum?
Bullshitting und Buzzwording kommen häufig Personen, die unangenehme Diskussionen meiden oder in der sozialen Hierarchie aufsteigen möchten. Die sogenannten Bullshit-Artists machen reichlich Gebrauch von Fremdwörtern, Fachterminologie und Akronymen. Typische Bullshitter sind Personen in Führungspositionen, die unter Druck stehen, rasch Ergebnisse zu liefern, Marketing- und Verkaufsteams, die Produkte und Dienstleistungen in einem übersättigten Markt hervorheben möchten und Mitarbeiter, die fehlende Qualifikation mit Kommunikation wettzumachen versuchen und ihr Ansehen sowie das Bild, das die anderen von ihnen haben, verbessern möchten. Der zugrunde liegende Antrieb für Bullshitten ist oft der Wunsch, kompetent, innovativ und auf dem neuesten Wissensstand zu erscheinen, auch wenn das tatsächliche Wissen oder die Ergebnisse hinter diesen Ansprüchen zurückbleiben.
Wie kann Bullshit-Kommunikation vermindert oder ganz vermieden werden?
Das Erkennen und Verstehen von Bullshitting und Buzzwording im Unternehmen ist der erste Schritt, um effektivere Kommunikationsstrategien zu entwickeln. Um Bullshit-Kommunikation einzudämmen, sollte man vermehrt auf Transparenz setzen, klare und messbare Ziele fordern und eine Unternehmenskultur fördern, in der Qualität und Ehrlichkeit mehr zählen als der Schein des Erfolgs. Es geht darum, eine Atmosphäre zu schaffen, in der Mitarbeiter sich wohlfühlen und echte Fortschritte und Probleme ganz offen anzusprechen, anstatt sich hinter leeren Phrasen zu verstecken. Hier noch ein paar Vorschläge, wie Sie als Unternehmensführung oder Teamleitung zu weniger Bullshitting im Unternehmen beitragen können:
- Bildung und Training: Schaffen Sie ein tieferes Verständnis für die Fachterminologie und dafür, wie Sie echte Innovationen und Fortschritte kommunizieren.
- Offene Kommunikationskultur: Etablieren Sie eine Kultur in Ihrem Unternehmen, in der Ehrlichkeit und Klarheit über leeren Phrasen und Übertreibungen stehen.
- Kritische Reflexion: Regelmäßige Überprüfung von Kommunikationsmaterialien und -strategien, um sicherzustellen, dass Aussagen klar, genau und verifizierbar sind.
- Führung durch Beispiel: Führungskräfte sollten durch transparente und klare Kommunikation ohne Rückgriff auf Bullshit ein Vorbild sein.
- Belohnung für Authentizität: Förderung eines Umfelds, in dem das Team und der Einzelne sich traut, realistisch über Herausforderungen und Erfolge zu sprechen.
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