Burnout oder doch nur etwas überarbeitet?

Von der Führungskraft bis zum Mitarbeiter im Home Office: ein berufsbedingtes Burnout kann jeden treffen. Was dazu führt, woran man es erkennt und was Arbeitnehmer und Arbeitgeber präventiv gegen Burnout tun können. Wir haben den Überblick.

Immer mehr Zeitdruck, immer mehr Aufgaben, immer weniger Ressourcen: Psychische Belastungen am Arbeitsplatz haben erwiesenermaßen zugenommen und damit ist auch die Gefahr, an einem Burnout zu erkranken, stetig präsent. Die weit verbreitete Annahme, dass nur Menschen in Führungspositionen gefährdet wären, trifft nicht zu. Kein Arbeitnehmer ist davor gefeit. Auch wer im Home Office arbeitet, kann in ein Burnout rutschen. Häufig verschwimmen gerade dort die Grenzen zwischen Privat- und Berufsleben und es fehlt der soziale Kontakt zu Arbeitskollegen – das kann die Burnout-Gefahr sogar etwas erhöhen.

Welche Symptome bei Burnout auftreten

Bin ich einfach nur erschöpft oder bin ich schon im Burnout? Tatsächlich ist das weder für medizinische Laien noch für Ärzte leicht festzustellen, da es sich bei einem Burnout um kein klar umrissenes Krankheitsbild handelt. Es wird als keine Krankheit im engeren Sinn definiert, Mediziner sprechen von einem Syndrom mit verschiedenen Beschwerden. Exakte Diagnosekriterien gibt es keine, aber Anzeichen. Viele Burnout Betroffene beschreiben folgende psychische Symptome: Sie fühlen sich völlig erschöpft, innerlich „wie ausgebrannt“, gefühlsmäßig und körperlich fehlt jegliche Energie. Die Einstellung zur Arbeit verändert sich, Betroffene betrachten ihren Job zynischer, sehen sich nicht mehr als Teil des Teams, ihre Tätigkeit erfüllt sie nicht mehr, das Gefühl von Sinnlosigkeit überwiegt. Zudem nimmt die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit spürbar ab, Betroffene werden unproduktiver, lustloser, können nicht mehr die gewohnte Qualität liefern. Viele möchten diesen Zustand verändern, es gelingt ihnen aber nicht. Hinzukommen können körperliche Symptome, darunter Herz-Kreislauf-Probleme, Magen-Darm-Beschwerden, Hörsturz, Tinnitus, Angstzustände oder Schlafstörungen.

Präventionsmaßnahmen gegen Burnout

Um ein Burnout aufgrund einer starken beruflichen Überlastung vorzubeugen, braucht es ein Gesamtkonzept im Unternehmen, das alle Ebenen miteinbezieht. Präventionsmaßnahmen betreffen die Organisationsebene, die Teamebene und die individuelle Ebene. Konkret stellen sich drei Fragen:

  1. Was kann die Unternehmensleitung tun?
  2. Was können Führungskräfte tun?
  3. Was kann der Mitarbeiter selbst tun?

Was Unternehmen und Führungskräfte tun müssen

Was viele nicht wissen: Arbeitgeber sind laut Arbeitnehmerschutzgesetz dazu verpflichtet, ihre Mitarbeiter vor Arbeitsstress zu schützen. Stress ist zwar nicht mit einem Burnout gleichzusetzen, kann aber auf Dauer dazu führen. Laut Gesetz müssen Arbeitgeber in Absprache mit den Mitarbeitern und dem Betriebsrat bzw. mit der Sicherheitsvertrauensperson Maßnahmen ergreifen, wenn arbeitsbedingten Ursachen zu Dauerstress und damit psychischer Belastung führen. Um präventiv gegen Burnout vorgehen zu können, müssen Chefs zum einen wirklich wissen, was ihre Mitarbeiter tun, zum anderen müssen sie selbst mit gutem Beispiel voran gehen: kreative Pausen einlegen, die Freizeit nicht für die Arbeit opfern, Ausgleich zur Arbeit haben. Ebenfalls wichtig ist, dass Arbeitgeber die Leistung ihrer Mitarbeiter anerkennen, ihnen Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum zugestehen und Aufgabenbereiche und Erreichbarkeit klar regeln. Zu guter Letzt braucht es im Hinblick auf Burnout-Prävention Angebote (z. B. Supervision, Coaching, betriebliche Vorsorgeuntersuchugen) und Informationen.

Was Mitarbeiter selbst tun können

Die Erholung nach der Arbeit ist besonders wichtig, will man ein Burnout vermeiden. Achten Sie als Arbeitnehmer darauf, dass Freizeit wirklich Freizeit bleibt und sie selbst darüber bestimmen. Es kann helfen, Routinen nach der Arbeit zu haben: Sport treiben, Musik hören, spazieren gehen, kochen – Hauptsache Sie beschäftigen sich mit etwas, das nichts mit Ihrer Arbeit zu tun hat und Sie aktiviert und motiviert, auch wenn Sie nach einem langen Arbeitstag müde und erschöpft sind. Wenn Sie im Büro stundenlang vorm Bildschirm sitzen, sollten Sie das nicht auch noch zu Hause tun. Zusätzlich können Entspannungsmethoden helfen, z. B. die Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen.

Burnout? Schnell handeln!

 Wenn Sie seit Wochen oder gar Monaten körperlich, geistig und emotional erschöpft sind, Sie Ihre Tätigkeit als völlig sinnlos empfinden und Sie merken, dass Ihre Leistungsfähigkeit deutlich abgenommen hat, sollten Sie einen Arzt, zum Beispiel einen Facharzt für Psychiatrie oder Psychotherapeuten, aufsuchen. Dieser wird in einem Gespräch mit Ihnen zu klären versuchen, ob es sich tatsächlich um ein Burnout handelt oder ob etwas anderes dahintersteckt, zum Beispiel eine Depression, Angststörung oder ein chronisches Erschöpfungssyndrom. Zögern Sie nicht, professionelle Hilfe zu suchen!

Noch ein Lesetipp: Kennen Sie schon das Gegenteil von Burnout, das Bore-out? Hier erfahren Sie alles zu diesem gar nicht so seltenen Phänomen in der heutigen Arbeitswelt.

Foto: © YURII Seleznov/ stock.adobe.com

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